Ein Streifzug durch Colombo

Sri Lankas Hauptstadt Colombo hat viel gemein mit anderen asiatischen Haupt- und Großstädten: viel Armut, viel Religion. Die perlenförmige Insel vor der Südspitze Indiens war lange durch einen blutigen Bürgerkrieg gebeutelt. Über 25 Jahre lang kämpften tamilische Separatisten für einen eigenen Staat im Nordteil der Insel gegen die buddhistische Mehrheit, die Singhalesen. Schätzungen zufolge wurden während des Krieges bis zu 100.000 Menschen getötet. „Zu der Zeit“, sagt Viraj, „war es in Colombo so gefährlich wie heute in Kabul oder Bagdad.“ Sprengstoff-Anschläge waren fast schon an der Tagesordnung. Der 42-jährige Viraj, der heute als Reiseleiter arbeitet, lebt mit seiner Familie südöstlich der Hauptstadt.

Der Buddhismus bestimmt den Alltag der meisten Menschen in Colombo.

Spuren des gegenseitigen Mordens findet man heute keine mehr in Colombo. Offiziell wird die Bevölkerungszahl mit 800.000 bis eine Million Menschen angegeben, tatsächlich sollen es mindestens doppelt so viele sein. Zwei Dinge sieht man im Zentrum der Stadt an jeder zweiten Ecke: einen (zumeist buddhistischen) Tempel und Gebäude aus der Kolonialzeit. Zuerst die Portugiesen (1518-1658), dann die Niederländer (1658-1796) und schließlich die Briten (1796-1948) herrschten über das Land. Von den Niederländern ist nahe des Forts in der Innenstadt noch ein Hospitalgebäude übrig geblieben, in dem sich heute Cafés und Geschäfte befinden. Die britischen Spuren sind naturgemäß deutlich zahlreicher.

Wer wie ich zufällig an einem Vollmondtag in Colombo ankommt, erlebt eine ungewöhnlich ruhige, zeitweise fast ausgestorbene Stadt. Denn Vollmond ist Feiertag für die Buddhisten, dann haben auch die Geschäfte geschlossen, die sonst sieben Tage in der Woche geöffnet haben. Am Tag meiner Ankunft steckte die Stadt in den Vorbereitungen für einen großen Umzug, für den eigens mehrere Dutzend Elefanten in die Stadt gebracht wurden. Auch die zahlreichen Tempelanlagen in der Stadt waren voller als sonst.

Bessere Geschäfte bedeutet das für Tuk-Tuk-Fahrer und auch für eine recht große Gruppe an Betrügern, die sich immer mit derselben Masche an Touristen heranschmeißen. Rein zufällig auf der Straße getroffen fragen sie nach dem Hotel, in dem man untergebracht ist. Und welch Zufall, dort arbeiten sie auch oder zumindest in der Nähe in einer Bar. Heute habe er allerdings frei und wolle zu der großen buddhistischen Veranstaltung, die man auf keinen Fall versäumen wolle. Ach, da könne der Tourist doch gleich mitkommen, das sei wirklich ein einmaliges Erlebnis. Am Ende sehen sich die Touristen dann eben doch mit völlig überdimensionierten Forderungen von Tuk-Tuk-Fahrern und dem Guide, der ja eigentlich keiner sein wollte, konfrontiert. Der Lehre von Buddha entspricht das natürlich nicht. „Buddha sagt, man darf nicht lügen“, sagt Viraj, eine durch und durch ehrliche Haut.

Und was gibt’s hier sonst so?

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