Alles mit scharf

Als ich vor 18 Jahren zum ersten Mal in Singapur war, hat sich das ein bisschen angefühlt wie die Rückkehr in die westliche Zivilisation. Wir waren zuvor mehrere Wochen über die malaysische Halbinsel gereist, haben so billig gewohnt wie es geht, haben Station in den Cameron Highlands, auf den paradiesischen Perhentian Islands und im Taman-Negara-Nationalpark gemacht. Und dann kam Singapur mit all seiner Sauberkeit und seinen tiefgekühlten Shopping-Malls. Ich weiß noch, dass Fabian, mit dem ich damals gereist bin, und ich durch die Stadt gehetzt sind und uns irgendwie verloren vorgekommen sind. Das war damals nicht das, was wir gesucht hatten.

Jetzt bin ich zum zweiten Mal hier und ich erkenne überhaupt nichts wieder. Was zum Teil sicher daran liegt, dass ich alt und vergesslich werde, zum Teil aber sicher auch daran, dass sich die Stadt sehr verändert hat. Singapur ist untypisch für Südostasien. Ruhiger. Sauberer. Reicher. Ruhiger, weil hier alles geordneter funktioniert als in Bangkok, Jakarta oder Kuala Lumpur. Der Verkehr läuft sehr gesittet ab, auf den Straßen sind längst nicht so viele Autos oder Motorräder unterwegs wie in anderen Städten. Und die Fußgänger stehen hier sogar an der Ampel und warten, bis es grün wird. Und das sogar, wenn kein Auto in Sicht ist. Fast wie in Deutschland.

Spätestens beim Wetter hört aber jede Gemeinsamkeit auf. Als ich am Donnerstag aus dem Flughafen gekommen bin, hat mich die Hitze wie ein Vorschlaghammer getroffen. Es sind zwar täglich „nur“ rund 30 Grad, aber die Luft steht hier trotz der Nähe zum Meer meistens und die Stadt fühlt sich an wie unter einer aufgeheizten Käseglocke. Da dauert es ein bisschen, bis man sich dran gewöhnt hat.

Kulturen und Essen

Fantastisch ist der Kulturmix und damit die Bandbreite an tollem Essen. Die meisten Einwohner Singapurs sind chinesisch-stämmig und sie prägen auch den Großteil des Stadtbildes. Dazu leben hier viele Inder. Ihre Lebensmittelpunkte scheinen die beiden größten Bevölkerungsgruppen relativ getrennt voneinander zu halten. Die indische Bevölkerung konzentriert sich auf das Gebiet um Little India, wovon mein Hostel zu Fuß nur 30 Minuten entfernt liegt. Ein Chinatown gibt es natürlich auch, davon später mehr. Ein bisschen musste ich mich auf die ungewohnten Essensgewohnheiten einstellen. Beziehungsweise auf die ungewohnten Wege, wie man ans Essen kommt. Hier in der Nähe der Lavender Street bin ich bei meinen Stadtrundgängen bis zur Innenstadt an zig Foodmarkets vorbeigekommen. Die Auswahl ist entsprechend riesig. Neben chinesisch findet man dort meist auch thailändische und vietnamesische Küche.

Das gab’s heute Mittag und ich hatte die Frau noch gefragt, ob das knusprig gebratene Schwein mit Chili denn wohl scharf wäre. Nein, meinte sie, eher würzig. Ja, sie hat gelogen.

Nicht so prall ist dagegen das Bier, zumindest wenn man frisches Köpi aus dem Daffi’s gewöhnt ist…

Heute Abend will ich mal in Little India essen. Allerdings muss ich noch sehen, wie ich hinkomme. Denn nach zwei Tagen mit je rund 15 Kilometern Lauferei sind meine Füße ziemlich durch. Was ich mir essenstechnisch eher schenken werde, ist aber mit Sicherheit das hier:

Man fragt sich ja, was das ist – oder wer das isst…

Was jedem Touristen auffallen wird, ist die Sauberkeit in der Stadt. Es gibt ja diverse Schauermärchen, dass man hier geteert und gefedert wird, wenn man einen Papierschnipsel fallen lässt. Ganz so ist es nicht, aber die Straßen und Bürgersteige sind zwar nicht alle im besten Zustand, aber Dreck liegt hier kaum irgendwo rum. Was auch auffällt: Die Menschen hier haben keine Haustiere. Ich habe noch keins gesehen. Keinen Hund. Keine Katze. Nichts. Nein, mit der Speisekarte hat das – hoffe ich – nichts zu tun. Es ist wohl einfach zu wenig Platz da. Und die Strafen, die ein Halter für einen Hundehaufen auf dem Bürgersteig zahlen muss, möchte ich mir nicht vorstellen. Essen in der U-Bahn kostet ja schon 350 Euro…

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