Australia Zoo: Vor die Kamera, ihr Tiere

Die Australier haben ein sehr ambivalentes Verhältnis zu ihrer vielfältigen Tierwelt. Das haben sie mit anderen Nationen gemein, die Länder oder ganze Kontinente besiedelt und sich so „untertan“ gemacht haben. Von Brasilianern habe ich gelesen, dass es in der DNA der Nation liegt, die Natur zu unterwerfen, sie zu beherrschen. Die Australier scheinen mir in der Beziehung den Amerikanern und Kanadiern ähnlich: Sie sind stolz auf die wilden Tiere, gefallen sich aber auch darin, ihnen überlegen zu sein.

Die Koalas sind irre süß und lieben es eher gemütlich.

Auf den Australia Zoo, der etwa eine Stunde von Brisbane entfernt liegt, sind die Australier zurecht stolz. Es ist eine fantastische, sehr gepflegte und weitläufige Anlage, in der die Tiere für Zooverhältnisse eine Menge Platz haben. Der Australia Zoo ist aber auch ein Ort, an dem einem einzelnen Mann mehr gehuldigt wird als den Krokodilen, Kängurus oder Dingos. Der „Crocodile Hunter“ ist eine Art Nationalheld und auch bei uns im Fernsehen bekannt. Steve Irwin war ein Naturfilmer, der mit großem Gewese allerlei giftigem, bissigem oder anderweitig beeindruckendem Getier entgegengetreten ist. Meist mit ausufernden Gesten und vor Staunen verzerrten Gesicht, das dann an einen Zehnjährigen erinnert, der zum ersten Mal Brüste sieht. Wer mit Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann aufgewachsen ist, findet dieses Gehabe eher befremdlich.

Im Australia Zoo gibt es nahezu alle Tiere zu sehen, die auf dem Kontinent zu Hause sind. Meerestiere gibt es nicht, dafür gibt es eigene Marine Center zum Beispiel in Brisbane und Perth. Neben australischen Tieren gibt es auch Tiger aus Indien, Nashörner und Giraffen aus Afrika – so wie auch im Zoom in Gelsenkirchen.

So wie eine Tigerdame hier ein einzelnes große Gehege hat, hat auch der „Crocodile Hunter“ eine eigene Ruhmeshalle, in der mit allerlei Fotos und Filmen seines Wirkens gedacht wird. Und aus dem Beherrschen der Wildnis, das Irwin für ein Millionenpublikum verkörpert, hat der Zoo einen zusätzlichen Geschäftszweig geschaffen, den in dieser Tradition steht und den ich befremdlich fand: Man kann sich mit so ziemlich allen Tieren, die es im Zoo gibt, fotografieren lassen – gegen Aufpreis zu den ohnehin schon üppigen 60 Dollar Eintritt natürlich.

Hands-on, heißt hier das Motto.

So kann man hier mit allerlei Wildtieren auf Tuchfühlung gehen, wobei das Foto mit einem Koala natürlich der absolute Favorit ist. Vor dem Schalter bilden sich Schlangen wie vorm Check-in am Flughafen. Ich frage mich, ob das wirklich zielführend ist, wenn so ein Koala von einem zum nächsten weitergereicht wird. Das hat mich doch etwas verstört.

Übrigens: Der „Crocodile Hunter“ ist 2006 bei Dreharbeiten am Great Barrier Reef gestorben, nachdem ihn der Stich eines Stachelrochens ins Herz getroffen hat. Aber wie gesagt, Meeresbewohner gibt es im Australia Zoo ja nicht, sie stehen deshalb auch für Fotos nicht zur Verfügung.

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