Die Tempel von Angkor sind nach Städten wie Hongkong und Singapur das meistbesuchte touristische Ziel in Asien. Spätestens seit für Tomb Raider mit Angelina Jolie und Indiana Jones mit Harrison Ford hier gedreht wurde, kommen jedes Jahr Hunderttausende, wenn nicht Millionen Besucher nach Kambodscha, um sich die Tempelruinen im Dschungel anzusehen. Und die sind nach wie vor spektakulär, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Tempel ist. Klar ist: Für sich allein ist man hier nie.

Es ist eine schier endlose Karawane, die vom Städtchen Siem Reap jeden Tag nach Angkor zieht und abends wieder zurückschwappt. Das beginnt gegen 5 Uhr früh, wenn Touristen in Tuk-Tuks, Autos und Bussen zum Sonnenaufgang gefahren werden oder mit dem Fahrrad selbst dorthin strampeln. Die Tempelanlage ist gewaltig groß, so dass man hier locker mehrere Tage unterwegs sein kann und trotzdem längst nicht alles gesehen hat. Allein die „große Runde“, die angeboten wird, ist über 40 Kilometer lang. Angkor Wat, wie man die Anlage gemeinhin nennt, ist eigentlich nur einer, wenn auch der größte Tempel im Angkor Park.
Im Vergleich zu einigen anderen Tempeln fand ich Angkor Wat ziemlich langweilig. Allerdings bietet er zum Sonnenaufgang eine schöne Kulisse, wie ich an meinem dritten Besuchstag erleben durfte. Mit mir waren an dem Morgen allerdings auch locker 2000 andere Touristen da. Die meisten stehen dann an einem Seerosenteich, weil sie auf ein Bild hoffen, bei dem sich Tempel und aufgehende Sonne zusätzlich im Wasser spiegeln. Sieht bestimmt toll aus, man muss aber mindestens eine Stunde vor Sonnenaufgang da sein, um eine Chance auf einen Platz zu haben. Der Platz, den ich mir stattdessen ausgesucht habe, hat mir auch gereicht.

Man kann für Angkor mehrere Varianten von Tickets kaufen. Ein Tagestiket, eins für drei Tage und eins für eine ganze Woche. Ich habe eins für drei Tage genommen, das aktuell 62 Dollar kostet. Die drei Tage kann man dann auf eine Woche verteilen. Das würde ich auch empfehlen, denn an einem Tag sieht man nur die bekanntesten Highlights und hastet über die Anlage wie ein Duracell-Häschen. Und da es hier das ganze Jahr über heiß ist, ist das in vollem Tempo sicher auch kein Spaß.
Die Anlage kann man in verschiedenen Varianten besuchen: Alleine mit dem Fahrrad, mit einem Fahrer (von Tuk-Tuk bis SUV), zusätzlich mit Guide oder in einer Gruppe. Die Touren kann man in jedem Hotel und an jeder Straßenecke in unterschiedlichen Ausführungen buchen. Die Strecken sind eigentlich überall dieselben. Ich war mit einem Tuk-Tuk-Fahrer unterwegs, der mich alle drei Tage gefahren hatte. Auf einen Guide habe ich verzichtet, weil ich ehrlich gesagt keine Lust hatte, die ganze Zeit vollgequatscht zu werden.
Mr. Sam nannte sich mein Tuk-Tuk-Fahrer wobei Sam wie Samweis Gamdschie aus Herr der Ringe ausgesprochen wird. Und an den hat er mich auch ein bisschen erinnert: beherzt im völlig chaotischen kambodschanischen Verkehr, sehr freundlich und aufmerksam. Nach unserem ersten Tag, an dem ich acht oder zehn Tempel bei 35 Grad besucht habe, hatte ich ihm gesagt, dass ich jetzt ins Hotel und an der Bar ein paar Bier trinken will. Am nächsten Tag hat er in seiner Box, in der immer kaltes Wasser und eisgekühlte Waschlappen für seine Fahrgäste bereit liegen, drei Dosen Bier für mich gehabt. Die wollte er mir allerdings schon bei unserem ersten Stop um kurz nach 8 Uhr andrehen, da musste ich doch passen. Wie alle Tuk-Tuk-Fahrer hier ist er im Grunde seines Herzens sehr gemütlich. Er hat zwar hier schon unzählige Touristen durchkutschiert, hat aber selbst noch keinen einzigen der Tempel selbst besucht. Er sei dafür zu müde, meint er.
Neben den Tuk-Tuk-Fahrern leben unzählige Menschen von den Touristen, die nach Siem Reap und nach Angkor kommen. An jedem der Tempel haben Familien Restaurants aufgebaut, müssen kleine Kinder Kinkerlitzchen an die Touristen verkaufen, und stehen – oder besser sitzen und liegen – diverse offenbar Staatsbedienstete herum, die Tickets kontrollieren. Ganz Siem Reap ist mit seinen unzähligen Restaurants, Kneipen und kleinen Geschäften auf Touristen ausgelegt. Die Tempel sind wohl der wichtigste Wirtschaftsfaktor von ganz Kambodscha.

Und, wie gesagt, ein Besuch lohnt sich. Von dem Kontrast zwischen den über 1000 Jahre alten Ruinen und dem Dschungel zehrt man eine Weile. Das ist schon eine sehr beeindruckende Kulisse, vor allem, wenn man mit Indiana Jones aufgewachsen ist und wie ich als Junge Archäologe werden wollte. Das hat was von Entdecker, wenn man die Massen anderer Touristen ausblenden kann. Was schwer ist, okay. Aber es gibt diese Momente. Ich fand vor allem dieses Zusammenspiel von Ruinen und Pflanzen aller Art außergewöhnlich.
Wie gesagt, die Besuchermassen sind gewöhnungsbedürftig. Aber da man selbst dazu gehört, muss man da durch. Man kann hier aber auch einige lustige Begegnungen haben, speziell wenn man die Marotte der Chinesen beobachtet, sich grundsätzlich vor jedem Tempel gegenseitig zu fotografieren. Während ich, wie viele andere Touristen aus dem Westen auch, immer auf den Moment aus bin, in dem man die Szene ohne Menschen und aus dem besten Winkel einfangen kann, stellen sich die Chinesen immer gegenseitig vor die Kulisse und fotograferen sich davor. Gerade die Frauen werfen sich dabei spektakulär in Pose, wie sie es in irgendwelchen Modezeitschriften gesehen haben dürften. Irre Szenen spielen sich so ab.





















Bist halt ein echter Schreiberling, ich lese sooooo gern mit. Danke, Sven und weiterhin alles gute und gekühlte Getränke
Das freut mich, Martin, vielen Dank!
Sorry, muss: https://m.youtube.com/watch?v=IgncJgSbbck
Die beste Wahl bis jetzt ?