Emu Park – Idyll abseits der Hauptroute

Durch Rockhampton müssen alle Reisenden, die die Ostküste rauf- oder runterfahren. Tanken, essen, maximal in einem der Motels übernachten, dann geht’s normalerweise weiter. Denn ehrlich: Rockhampton macht im Vergleich zu den anderen Städten und Orten an der Ostküste den Eindruck eines Gelsenkirchens von Queensland. Kernig, aber nicht schön. Auf dem Weg rauf nach Airlie Beach habe ich hier eine Nacht in einem Motel geschlafen, bin in einer Bar in der Nähe auf eine rau-herzliche Wirtsfamilie gestoßen und später am Motel von zwei elf- oder zwölfjährigen Jungs nach irgendwelchen Drogen gefragt worden.

Also, Rockhampton selbst kann nichts, das Umland aber eine ganze Menge. Auf dem Rückweg von Airlie Beach habe ich nochmal hier Halt gemacht. Denn ich hatte nochmal einen Termin bei einem Physiotherapeuten wegen meines vermaledeiten Rückens. Dass meine Wahl dabei auf Dirk aus Südafrika von North Rockhampton Physio fiel, war reine Glückssache. Vor allem, weil er die phasenweise massiven Schmerzen tatsächlich in den Griff bekommen hat. Ich habe, sagte er, Symptome wie er sie von vielen Truckfahrern kennt. Also wusste er auch, was man dagegen tun kann. Aktuell geht’s meinem Rücken wieder prima.

Aber ich schweife ab. Jedenfalls hat mir Dirk, während er mir meinen Urlaub gerettet hat, schon bei meinem ersten Besuch von der Küste bei Rockhampton vorgeschwärmt. Also habe ich mir das hier mal ein Wochenende lang angesehen und bin hellauf begeistert. Emu Park ist eine kleines Örtchen an der Küste, in dem viele Leute wohnen, die in Rockhampton arbeiten, was eine halbe Stunde entfernt ist. Capricorn Coast heißt der Küstenstreifen hier, an dem sich ein schöner Ort mit einem noch schöneren Strand an den nächsten reiht.

Fisherman’s Beach in Emu Park. Der Campingplatz liegt praktisch direkt am Strand.

Vor allem als Camper ist Emu Park fantastisch. Der Campingplatz am Fisherman’s Beach ist aus mehreren Gründen absolut empfehlenswert. Er ist mit 70 Plätzchen überschaubar groß, die Betreiber sind sehr nett, er liegt praktisch direkt am Strand und nur gut 100 Meter von der Ortsmitte entfernt, wo es einen großen Supermarkt, ein nettes Café, diverse Geschäfte und eine Sportsbar gibt, in der die Kundschaft am Freitagabend aber ein bisschen seltsam war. Sogar ein kleines Schwimmbad mit ein paar 25-Meter-Bahnen ist nur 50 Meter von meinem Stellplatz entfernt. Ich hatte am Freitag Glück und den mit Abstand schönsten Stellplatz bekommen unter einem Flammenbaum (der Frank hat’s rausgefunden!) und mit Blick in einen Park. Da sieht man dann Kakadus, allerhand bunte Sittiche und abends eine ganze Kolonie Flughunde, die hier zu Dutzenden von Baum zu Baum fliegen. Ein tolles Schauspiel.

Die Besucher von Emu Park sind fast ausschließlich Australier, vor allem aus Rockhampton und der weiteren Region. Touristen wie mich habe ich hier nicht viele gesehen, weil der Ort eben abseits der Hauptroute liegt. Er ist also ein echter Geheimtipp mit gleich mehreren tollen Stränden, die durch Klippen voneinander getrennt sind und einem sehr gepflegten Ortskern und einigen Mahnmalen für gefallene Soldaten vor allem des Ersten Weltkrieges, die jeweils von sehr schönen Anlagen umgeben sind. Ich hatte zuerst überlegt, noch einmal für eine Nacht nach Yeppoon umzuziehen, das einen sehr langen und schönen Strand hat, aber mir hat mein Plätzchen in Emu Park einfach zu gut gefallen. Ein Ort, in dem man auch als Fremder von jedem und jeder Einheimischen auf der Straße oder am Strand gegrüßt wird, als würde man sich längst kennen. Ein Ort, in dem man leben kann.

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