#heimatwandern: Fünf Tage im Naturpark Hohe Mark

Waldweg zwischen Erle und Deuten.

Deutschland im November. Das klingt nicht nach Farbenpracht, riecht nicht unbedingt nach Erholung oder gar kleinem Abenteuer. Und doch bietet gerade die Heimat – das Westmünsterland zumal – all das in Hülle und Fülle. Wer braucht Madeira, wenn er Marbeck hat? Okay, okay, ich merke es selbst. Trotzdem: Man muss nicht weit reisen, um eine spannende, abwechslungsreiche, erholsame Wanderwoche zu erleben. Vor unserer Haustür gibt es wunderschöne Natur, herrlich stille Plätze zum Abschalten.

Die Idee: Fünf Tage, fünf Etappen von und bis zur eigenen Haustür. Da ich zu jeder Zeit gerne im Wald unterwegs bin, habe ich mir eine Strecke ausgesucht, die möglichst viel durch Wälder führt. Im Naturpark Hohe Mark gibt es davon eine Menge, wenn man die Strecke richtig zusammenstellt. Und dann wechselt sich Wald mit Wiesen und Weiden ab. Wunderbar.

Die nächste Voraussetzung war der Corona-Pandemie geschuldet: Start und Ziel jeder Etappe mussten gut mit dem Bus von Borken aus erreichbar sein, weil Übernachtungen nicht möglich sind und zelten im November nicht so verlockend ist. Stattdessen wollte ich eine Übernachtung bei meinen Eltern in Wulfen verbringen.

Daraus wurde diese Route: Borken – Erle – Wulfen – Reken – Velen – Borken.

Erste Etappe: Borken – Erle (22,7 km)

Offenbar hatte ich mir für meinen Start den perfekten Tag ausgesucht, denn der Morgen versprach einen November-Tag aus dem Bilderbuch: sechs oder sieben Grad, leichter Nebel am Boden und strahlendblauer Himmel. Postkarten-Optik. Ich habe in der ersten Stunde kaum drei Kilometer geschafft, weil ich alle Nase lang stehen bleiben und mein Faible für Gegenlicht-Aufnahmen ausleben musste.

Bis Raesfeld führt die Strecke über Wirtschafts- und Feldwege. Dann kommt mit Schloss Raesfeld und dem Tiergarten schon ein erstes Highlight jeder Tour durchs Westmünsterland – ob zu Fuß oder mit dem Rad. Und gerade im Herbst kommt bei jedem Schritt aus dem Staunen nicht heraus. Diese ganze Farbenpracht ist unschlagbar.

Vom Tiergarten aus gibt es verschiedene Optionen. Marienthal ist auch ein lohnendes Ziel, allerdings hatte ich keine Lust, beim Busfahren nochmal umsteigen zu müssen. Der Dämmerwald zwischen Erle und Schermbeck ist auch wunderschön, da die Strecke aber für den ersten Tag zu lang geworden ist, entschied ich mich für den halbwegs direkten Weg nach Erle.

Insgesamt eine sehr schöne Strecke, wobei mir das Wetter den Einstieg natürlich extrem leicht gemacht hat. Schön auch: In Raesfeld kann man prima eine Rast einlegen. Von Erle nach Borken gibt es eine schnelle Busverbindung.

Zweite Etappe: Erle – Wulfen (17,3 km)

Im Vergleich zum Vortag war das Wetter am Morgen usselig: kalt, nebelig, leichter Nieselregen. November eben. Von Erle aus Richtung Süden ist man aber sehr schnell im großen Waldgebiet rund um die Üfter Mark. Auch die lohnt sich immer für einen Tagesausflug. Die vielen Autos, die an den Eingängen zum Waldgebiet entlang der B 224 bei gutem Wetter stehen, belegen das ja eindrucksvoll Die Wegeführung fand ich ein bisschen seltsam, weil ich auf den Touren aber immer komoot nutze, findet man sich natürlich auch hier problemlos zurecht.

Ehrlich: Wenn man frei hat, Wanderschuhe und die richtigen Klamotten trägt, dann ist ein usseliger Novembermorgen schon auch sehr geil.

Es gibt von der Üfter Mark aus mehrere Wege, wie man erst die B 224 und dann die A 31 überqueren kann. Man sollte sich aber nicht auf alle in den Apps oder auf Karten eingezeichneten Wegelinien verlassen. Denn manche Wege sind wohl mehr oder weniger ausrangiert und sind praktisch nicht mehr zu sehen. Der neue Hohe-Mark-Steig, der einmal quer durch den Naturpark führt, scheint eine ganz gute Orientierung zu bieten. Ich habe ihn allerdings nur auf einigen kurzen Abschnitten genutzt.

Jenseits der A 31 geht es genauso waldreich weiter. Das beständige Rauschen der Autobahn wird irgendwann leiser und man ist wieder völlig für sich in diesem großen Waldgebiet. An Deuten vorbei kann, wer will und es noch nicht kennt, auch noch Schloss Lembeck mitnehmen. Ich bin zwischen dem Schloss und der B 58 so weit es ging im Wald geblieben und dann die letzten Schritte direkt nach Wulfen gelaufen.

Was mich an dieser Etappe überrascht hat: 80 Prozent der Strecke führten durch Wälder, in denen einem an einem Mittwochvormittag im November so gut wie niemand begegnet.

Dritte Etappe: Wulfen – Hülsten (14,9 km)

Auf diese Etappe habe ich mich aus mehreren Gründen besonders gefreut. Denn als Barkenberger ist es immer etwas Besonderes, durch die alte Heimat zu laufen und die Stätten einer grandiosen Kindheit und Jugendzeit zu besuchen. Im Vergleich zu damals ist Barkenberg sehr leer geworden. Der zweite Grund: Diese Strecke führt durch die eigentliche Hohe Mark, nämlich das große Waldgebiet in dem Dreieck zwischen Barkenberg, Haltern und Reken. Das war schon als Kinder ein riesiger Abenteuerspielplatz für uns, viele Wege kenne ich also schon seit 40 Jahren. Und trotzdem habe ich immer das Gefühl, dass ich bei jeder Wanderung hier Neues entdecke.

Ich habe mich für den halbwegs direkten Weg nach Hülsten entschieden. Vor allem, weil ich unbedingt den Feuerwachturm mitnehmen wollte. Zum anderen aber auch, weil ich mir die östlichen Teile der Hohen Mark mit dem Weißen Venn und dem ehemaligen Truppenübungsplatz für eine gesonderte Tour aufheben wollte. Zumindest theoretisch gibt es ja da auch die Chance, einen Wolf zu sehen. Der westliche Teil der Hohen Mark hat für sich schon eine Menge zu bieten.

Die Hohe Mark ist hier ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem aus dem Ruhrgebiet kommen jedes Wochenende Tagestouristen. Da die sich aber meist im Ketteler Hof, Frankenhof, Wildpark Granat oder in den Motorradtreffs Richtung Haltern treffen, hat man eigentlich immer seine Ruhe – wenn man sich ein bisschen auskennt. Bei Bedarf biete ich mich natürlich auch mal für einen kleinen Rundgang an…

Achja: Nachdem es morgens in Barkenberg noch geregnet hatte, wurde es mit jedem Schritt in der Hohen Mark sonniger. Beim Verlassen des Waldes kurz vor Hülsten war es dann wieder ein herrlicher Spätherbst-Tag.

Vierte Etappe: Hülsten – Velen (19,1 km)

Nachdem mindestens drei Viertel der bisherigen Strecke durch Waldgebiete führte, ging es auf der vierten Etappe vornehmlich über Feld- und Wirtschaftswege von Hülsten über Groß Reken nach Velen. Schöne Ausnahme: Die Rekener Berge am Melchenberg. Da man mit dem Bus von Borken direkt nach Hülsten fahren kann, bin ich schon gegen 9 Uhr losgewandert. Und auch hier hatte ich Glück, dass ich blauen Himmel und bei rund 12 Grad wunderbares Wanderwetter hatte. Zwischen Hülsten und Groß Reken gibt es bei so einem Wetter allerlei idyllische Fleckchen. Pflicht ist natürlich die Windmühle in Reken.

Nördlich von Groß Reken geht’s dann rauf auf den Melchenberg. Auf dessen Kuppe thront der Aussichtsturm, von dem aus man einen herrlichen Blick in die Gegend hat.

Das Areal rund um den Melchenberg ist insofern besonders für das Westmünsterland, weil es sehr hügelig ist. Man läuft in Serpentinen den Hang hinab durch dichten Wald, in dem sich Wanderwege wie ein Spinnennetz ziehen. Toll zum Wandern oder Mountainbiken, außerdem gibt es hier einen Erlebnispfad für Kinder. Herrlich gemacht.

Richtung Velen geht es dann ausschließlich zwischen Feldern und durch das Naturschutzgebiet Schwarzes Venn. Wobei das durch die direkt daneben liegende A 31 doch einiges an Reiz verliert. Hier kann man aber prima einen Fuß vor den anderen setzen und die meditative Kraft des Wanderns wirken und die Gedanken schweifen lassen.

Fünfte Etappe: Velen – Borken (18 km)

Ich habe überlegt, ob ich von Velen aus über Ramsdorf laufe, aber dann war die Anziehungskraft des Waldes doch größer. Also entschied ich mich, zunächst den herrlichen Tiergarten am Sportschloss Velen zu durchqueren und später den knüppelharten Anstieg auf den Tannenbülten zu wagen, der so hoch ist, dass er sogar ein Gipfelkreuz samt Büchlein hat, in das sich eintragen darf, wer die Strapazen geschafft hat. Bei 107,4 Metern über NN wird die Luft da oben schon merklich dünner…

Das Waldgebiet geht dann in das Naturschutzgebiet Fliegerberg über, so dass man über eine längere Strecke wieder mitten durch die Natur laufen kann. Vom Fliegerberg aus bietet es sich dann an, am Forellenhof vorbei und durch Gemenkrückling und Gemen zu laufen, um sich noch die Jugendburg und die Freiheit anzusehen. Eine Strecke, die ich schon zig mal gelaufen bin und die ich immer wieder toll finde. Und deshalb ist diese „Gemener Schleife“ vielleicht auch der richtige Abschluss gewesen für meine Tour, die riesig Spaß gemacht hat und bei der ich auch in meiner Heimat noch viel Neues entdeckt und gesehen habe.

Das Beste am #heimatwandern in Corona-Zeiten: Man kann jeden Abend im eigenen Bett schlafen. Und im Westmünsterland ist es auch recht komfortabel, mit dem Bus zum Startpunkt und wieder zurück vom Zielort zu fahren. Die Preise sind allerdings echt nicht geeignet, um Busfahren auf Dauer attraktiv zu machen. Die Verbindung Borken-Erle und auch Borken-Velen kostet für die einfache Fahrt 4,10 Euro, nach Hülsten habe ich 5,50 Euro bezahlt. Aber für meine Zwecke waren die Verbindungen prima.

Es wird sicher eine Fortsetzung für mich vom #heimatwandern geben, dann nehme ich mir die nördliche Route vor. Vielleicht im Frühjahr, wenn es auf den Wiesen anfängt zu blühen…

2 Antworten auf „#heimatwandern: Fünf Tage im Naturpark Hohe Mark“

  1. Moin lieber Sven,

    ich habe ja inzwischen auch schon einige Ecken in Deutschland sehen dürfen, aber die hier war nicht mit dabei. Noch nicht. Scheint sich aber zu lohnen: Wenn ich deine Fotos so sehe, würde ich mich am liebsten gleich auf den Weg machen. 🙂

    Tolle Fotos, toller Blog, weiter so!

    LG
    Jan vom Deutschland-Reiseblog Deutschlandjäger
    https://deutschlandjaeger.de/

  2. Sven – einfach Hammer!!! Hab im Februar hoffentlich ne Woche Urlaub – können wir da was machen? Ich/wir bei dir – du bei mir/uns? Telefonieren wär auch mal angesagt – nach Weihnachten, mit viel Glück dazwischen/davor – geile (Vor)Weihnachtszeit – na ja …
    hab dich lieb!!! bis bald – Küssken :-*

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