Tipps für einen Roadtrip durch Australien

Wer sich entschließt, den langen Flug nach Australien auf sich zu nehmen, wird dort nicht zwei Wochen an einem Ort bleiben. Das Land ist so riesig und gleichzeitig so entspannt zu bereisen, dass es prädestiniert ist für einen Roadtrip. Wenn man aber nicht gerade mehrere Monate Zeit hat, wird man sich für einen Schwerpunkt entscheiden müssen, damit der Trip nicht in Hektik ausartet. Man braucht zwischendurch definitiv Zeit, um das Erlebte wirken zu lassen.

Für die nicht asphaltierten Tracks im Outback braucht man ein Allradfahrzeug.

Wohin?

Für eine erste Reise über drei oder vier Wochen würde ich Queensland als Schwerpunkt empfehlen. Ich selbst bin ich nicht rauf bis nach Cairns gefahren, würde aber rückblickend die Küste von Cairns bis Sydney runterfahren. Das sind 2500 bis 3000 Kilometer, die man aber in drei Wochen bequem fahren kann. Denn außerhalb der Metropolen ist das Autofahren in Australien sehr stressfrei. So kann man bequem von einem Traumstrand zum nächsten fahren und dabei die Höhepunkte australischer Beachkultur mitnehmen. Townsville soll cool sein, Airlie Beach und Whitsunday Island natürlich, Town of 1770, Fraser Island, Noosa und, und, und. Als Kontrast würde ich in jedem Fall noch die Blue Mountains mitnehmen. Bei einer vierwöchigen Reise kann man dann eventuell noch ein paar Tage Uluru und Kings Canyon einschieben.

Komme ich nochmal nach Australien, würde ich mich auf den Westen und Norden konzentrieren. Von Perth aus Richtung Norden zu einigen der schönsten Strände der Welt, von denen aus man in der richtigen Jahreszeit Walhaie beobachten kann, dann durch die Nationalparks des Nordens bis Darwin. Das muss spektakulär sein. Das sind aber rund 5000 Kilometer.

Womit?

Will man keine Offroadstrecken fahren, würde ich auf jeden Fall einen Camper empfehlen. Das ist einfach wesentlich praktischer, als wenn man immer das Zelt auf- und abbauen muss. Für viele stellt sich dann die Frage: kaufen oder mieten? Ehrlich, wer sich nicht gerade sehr gut mit Autos auskennt, sollte ein Auto mieten. Gerade Camper gibt es in Australien in jeder Preisklasse. Allerdings sollte man sich das Kleingedruckte immer gut angucken, bei den Versicherungen gibt es nämlich große Unterschiede. Außerdem verlangen die großen Vermieter eine Kaution für das Fahrzeug, die bei einem hochwertigen Fahrzeugtyp schon mal 5000 oder sogar 9000 Dollar betragen kann, wenn man nicht das große Alles-mit-scharf-Paket nimmt. Die deutschen Serviceportale wie Bestcamper, worüber ich gebucht habe, bieten einen ganz guten Überblick. Dazu waren die Autos hierüber sogar billiger, als wenn ich sie direkt beim Anbieter gebucht hätte.

Für den ersten Teil meiner Reise habe ich mir für die Strecke Perth-Alice Springs einen Toyota Hilux von Britz gemietet. Ein cooles Auto für die immens lange Strecke mit einem sehr robusten Motor. Auf der Offroad-Strecke von Mac Donnell Ranges zum King’s Canyon ist mir allerdings bei einem der mörderischen Huckel die seitlich am Auto angebrachte Markise abgeflogen, ohne dass ich das gemerkt habe. Weil ich aber das Komplettpaket gebucht hatte, war selbst das bei Britz überhaupt kein Thema. Fazit: Britz ist zwar teurer als andere Anbieter, der Service ist aber wirkich klasse.

Durch Queensland und bis Sydney bin ich mit einem umgebauten Mercedes Vito von Apollo gefahren – auch über Bestcamper gebucht. Das Auto war prima, weil ich das Bett innen die ganze Zeit aufgebaut lassen konnte. Das ist zum einen super, wenn man bei einer längeren Etappe mal ein paar Stunden auf einem Rastplatz schlafen will, zum anderen hat man so auch immer einen Platz zum Abhängen, wenn man gerade einen Platz mit schöner Aussicht erwischt hat. Der Vivid, wie er in der Variante heißt, hat zudem noch ein Dachzelt, man kann ihn also mit bis zu vier Leuten nutzen. Bei Apollo muss man allerdings noch mehr als bei Britz aufs Kleingedruckte achten. Mir haben sie am Ende nochmal 75 Dollar für eine Endreinigung abgeknöpft. Bei Britz war das gar kein Thema.

Camper haben gegenüber normalen Mietwagen unschlagbare Vorteile in Australien: Man ist wesentlich unabhängiger und die Reise dürfte unterm Strich auch günstiger sein. Denn während ich für Campingplätze im Schnitt 20 bis 30 Dollar pro Nacht bezahlt habe, kostet ein Zimmer in Motel, Hotel oder Hostel eher 100, wenn man nicht mehr im Schlafsaal pennen möchte. Zudem sind die Autos mit Kühlschränken und zumindest einfacheren Gaskochern ausgestattet, so dass man sich morgens einen Kaffee kochen und für abends das Bier kaltstellen kann.

Hostels und Co.

Gerade als ich mit dem Hilux unterwegs war, hatte ich nicht jedesmal Lust, das Zelt aufzubauen. Und gute Motels und Hostels findet man in nahezu jedem Ort in Australien. Sie sind mitunter aber eine Frage des Geldes, wie man sich vorstellen kann. Für mich haben sich unter den Hostels in Australien die YHA als unschlagbar herausgestellt. Ich habe in Fremantle, Brisbane, den Blue Mountains und die letzten beiden Tage in Sydney in YHA-Häusern übernachtet und war nie enttäuscht. Die sind sauber, häufig originell, haben freundliches und extrem hilfreiches Personal und bieten vom Etagenbett im 16-Personen-Schlafsaal bis zum Doppelzimmer mit eigenem Bad eine ordentliche Bandbreite an Unterkünften. In allen Häusern gibt es große Gemeinschaftsküchen, in denen man sich selbst versorgen kann. Und das zu fairen Preisen. Tipp: Die YHA-App nutzen, darüber gibt es immer wieder Rabatte. YHA-Häuser gibt es im ganzen Land, so dass die auch Pakete für Rundreisen anbieten. Ansonsten haben sich im Umfeld von YHAs immer auch andere Hostels und Backbacker-Unterkünfte angesiedelt, die meist nochmal einen Zehner günstiger sind.

Essen und Trinken

Die Lebenshaltungskosten in Australien sind in etwa so hoch wie in Süddeutschland. Vor allem Restaurant- und Kneipenbesuche gehen ordentlich ins Geld. Wer also mit knappem Budget reist, kommt nicht umhin selbst zu kochen. Das geht auf den meisten Campingplätzen vorzüglich, weil nahezu alle mit guten bis sehr guten Koch- und Grillmöglichkeiten ausgestattet sind. Die kommerziell betriebenen haben zumeist sogar große Kühlschränke, die man mitnutzen kann. Außerdem haben in Australien die Geschäfte an sieben Tagen in der Woche auf.

Grillen ist Nationalsport in Australien. Geht ja auch immer.

Öffentliche Grillplätze findet man zudem in fast allen Parks, an Strandpromenaden und auf Rastplätzen. Die Australier stehen einfach auf Barbecue und nutzen diese öffentlichen Picknick-Plätze auch gerne und intensiv. Und das Wunderbare daran: Bis auf wenige Ausnahmen waren die Grillplatten immer so gepflegt, dass man sie problemlos nutzen kann. Ich habe mir ein ums andere mal gedacht, wie die wohl bei uns aussehen würden. Wobei bei den öffentlichen Einrichtungen auch Mitarbeiter der Kommunen für die Sauberkeit sorgen. Gleiches gilt übrigens für öffentliche Toilettenanlagen, von denen es deutlich mehr gibt als bei uns und die in der Regel auch recht sauber sind. In Strandnähe gibt es häufig sogar kostenlose Duschkabinen.

Teuer ist in Australien leider vor allem das Bier – und dabei schmeckt es nicht mal besonders. Ich habe mich mit Victoria Bitter (VB) am ehesten arrangieren können. In Pubs und Kneipen bezahlt man für einen Schooner (etwa 0,3 bis 0,4 Liter) nur in der Happy Hour mal weniger als fünf Euro. Je nach Biersorte können das sonst auch schnell sieben Euro werden. Bier kann man hier übrigens nicht im Supermarkt kaufen, sondern nur in Liquor Stores. Was bei uns eine Kiste ist, ist hier dann zumeist ein Karton mit 30 Dosen. Das allein zeigt ja schon, dass die Bierkultur hier bei aller Pale-Ale-Schnöselei extrem ausbaufähig ist.

Eiskalt ist es okay, am schneeweißen Strand der Lucky Bay bei Esperance sowieso: VB.

Auch eine Pizza wird man selten für unter 15 Euro bekommen – und die schmecken genauso wenig. Gut dagegen waren überall Steaks und Burger, die kann man fast ungesehen bestellen. Wer Fish and Chips mag, wird ebenfalls nicht enttäuscht sein. Allerdings: Geht nur mir das so oder schmeckt der Fisch dabei immer nach gar nix?

Tipp fürs Frühstück: Avocado on Toast. Vor allem mit Fetastückchen und etwas Zitronensaft ist das richtig lecker.

Avo on toast ist ein Klassiker zum Frühstück.

Geld

In Australien kann man alles mit der Kreditkarte zahlen. Vom einzelnen Bier im Pub über die Busfahrt in Sydney bis hin zur Flugreise. Überall kann man per „Tab“ bezahlen, also indem man die Karte einfach ans Gerät hält bis es piepst. Als traditionell um seinen Datenschutz besorgter Deutscher ist das erstmal seltsam, ich habe aber sehr schnell gemerkt, wie praktisch das ist. Die neueren Kreditkarten haben alle diese Tab-Funktion. Wichtig: Darauf achten, dass man die Karte in einem Portemonnaie oder einer Hülle aufbewahrt, die einen RFID-Chip hat. Sonst geht nämlich auch der umgekehrte Weg, nämlich dass findige Gauner mit einem Lesegerät herumlaufen und in Reichweite unbemerkt Geld abgreifen.

Wie auf jeder Reise ist es zudem sinnvoll, zwei Karten mitzunehmen, falls eine mal streikt. Ich habe eine Mastercard meiner Hausbank dabei, mit der ich sämtliche schnellen Bezahlvorgabe vom Bier an der Theke bis zum Tanken oder dem Campingplatz bezahlt habe. Zusätzlich habe ich mir eine Visacard von der Santander Bank besorgt, die von den meisten Reisebloggern empfohlen wird. Die erstatten nämlich eigenen Angaben zufolge anfallende Gebühren, die man beim Geldabheben bezahlt. Deshalb nutze ich die Visa ausschließlich, um Bargeld abzuheben. Auch damit kann man in Australien übrigens noch überall bezahlen.

Die Höhe der Gebühren, die australische Banken beim Geldabheben verlangen, sind sehr unterschiedlich. Klassensieger war bei mir die nab-Bank, die überhaupt keine Gebühren verlangt. Deren Geldautomaten sind weit verbreitet. Frech sind dagegen die 7,50 Dollar, die die Commonwealth Bank selbst beim Abheben von 100 Dollar verlangt. Deren Automaten sollte man also besser meiden.

Und sonst so

Bei zweieinhalb Monaten habe ich natürlich leicht reden, aber mein wichtigster Rat: Übertreibt’s nicht. Man muss nicht jeden Tag das Abenteuer seines Leben finden. Vor allem, weil man auf der Reise so viele Eindrücke sammeln wird, dass man diese zwischendurch mal sacken lassen und verarbeiten muss. Deshalb sollte man nicht gleich weiterhetzen, sondern auch mal einfach einen Tag länger irgendwo bleiben, wo es schön ist. Denn dafür macht man sich ja schließlich auf die lange Reise.

3 Antworten auf „Tipps für einen Roadtrip durch Australien“

  1. Hallo Sven, hab gerade deinen Blog über deine Australien Reise gelesen.
    Was soll ich sagen,toll geschrieben und sehr schöne Bilder.
    Überlege jetzt ernsthaft nächstes Jahr die Westküste zu erkunden
    nachdem Frank und Ane jetzt auch ihren Australientrip beendet haben.
    Wünsche Dir weiterhin tolle Reisen mit Wahnsinns eindrücken.
    LG Thomas Müller

    1. Hi Thomas,
      entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Ich habe hier ewig nicht in die Kommentare geschaut.
      Und hast Du Dich inspirieren lassen oder muss ich Dir noch sagen, wie unfassbar geil Westaustralien ist? 😉

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