Über den Wolken: Mit dem Zug von Da Nang nach Hué

Der Wolkenpass. Wenn das nicht nach Abenteuer klingt, gepaart mit einer Portion Fantasy. Der Wolkenpass könnte auch gut und gerne in Mittelerde liegen. Wobei „Pass von Keret ungol“ natürlich schwer zu toppen ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Wolkenpass jedenfalls ist Teil einer Gebirgskette, die Nord- und Südvietnam voneinander trennt. Bis zur endgültigen Niederlage der Amerikaner und der Südvietnamesen im Jahr 1975 war er Teil der „entmilitarisierten Zone“, die in Wahrheit hart und verlustreich umkämpft war. Eine Über- beziehungsweise Unterquerung gehört heute zu einer Reise quer durch Vietnam dazu.

Die Reise mit dem Zug beginnt in Da Nang, der größten Stadt in Zentral-Vietnam, die vor allem für ihren Strand bekannt ist, der sich über mehrere Dutzend Kilometer zieht und an dem sich schon die US-amerikanischen Soldaten vom Krieg im Dschungel erholten. Hier sind übrigens 1965 die ersten amerikanischen Truppen kamerawirksam gelandet. Heute ist vor allem das Gebiet zwischen dem Strand und dem Han-Fluss ein einziges Feriendomizil mit unzähligen Hotels und Restaurants. Und der Strand ist wirklich toll, man kann ihn kilometerweit entlanglaufen, was ein bisschen an die australischen Strände erinnert. Nur mit mehr Menschen und Plastikmüll.

Auch an Vietnams Strände geht man nur gut angezogen.

Von Da Nang aus kostet die Fahrt mit dem Zug nach Hué für Ausländer 3,50 Euro. Tickets vermitteln alle Hotels, wenn man nicht selbst zu einem Ticketverkauf fahren mag. So verdienen sich die Mitarbeiter an der Rezeption für die Vermittlung ein paar Dollar dazu, man macht also keinen Fehler. Die Fahrt dauert gut drei Stunden und bietet einige schöne Ausblicke auf die Berge und auf die Bucht von Da Nang. Über den Wolkenpass führt die Strecke allerdings nicht, seit die höchsten Berge mal untertunnelt wurden. Über den Pass kann man heute aber auch noch fahren, wenn man sich einen Roller leiht.

Im Zug selbst ist die Luft ehrlich gesagt ziemlch mies, weshalb ich froh war, nach gut drei Stunden in Hué zu sein. Es gibt keine Lüftung, die Fenster kann man auch nicht öffnen, und zwischen den Abteilen wird – wie nach wie vor Usus in Asien – geraucht. Unterwegs allerdings bietet sich hier das ganze Schauspiel einer asiatischen Zugfahrt mit fliegenden Händlern und einem von den Mitarbeitern der Bahngesellschaft zubereiteten Essen, bei dem die vietnamesischen Fahrgäste gerne zugelangt haben.

Die Handbewegung des Herrn im Hintergrund hat übrigens nichts mit den Folgen des Genusses zu tun, bis zu ihm war der Essenswagen noch nicht gekommen.

Hué ist die alte Residenzstadt vietnamesischer Kaiser. Von 1802 bis 1945 war sie die Hauptstadt des Landes. Sie liegt wie Da Nang an einem Fluss, was aber schon die einzige Gemeinsamkeit ist. In Hué wird anders als in Da Nang nicht so extrem in die Höhe gebaut, was die Stadt beschaulicher wirken lässt. Da besonders die alte Kaiserresidenz Bestandteil jeder Vietnam-Rundreise ist, ist die Stadt in vielen Teilen auch verhältnismäßig sauber. Gerade an den Flussufern gibt es schöne Parks, in denen man spazieren gehen kann. Natürlich zieht gerade die quadratisch angelegte Kaiserstadt am nördlichen Flussufer die Besucher an. Der Eintritt kostet 200.000 Dong (knapp acht Euro). Dafür kann man dort eine weitläufige Anlage entdecken, wenn man sich Zeit und Muße nimmt, sich ein wenig treiben zu lassen.

Im Zentrum der Stadt gibt es ein in Jahrzehnten gewachsenes Backpacker-Viertel mit einigen schönen Kneipen und Restaurants. Meine Tipps: die DMZ-Bar, wenn man Lust hat, andere Reisende zu treffen und von der gepolsterten Bank auf das wuselige Treiben auf den Straßen zu beobachten, und die Garden Riverside Bar, wenn man das Gegenteil sucht: ein ruhiges Plätzchen, an dem locker ein paar Stunden chillen kann. Nett hier vor allem: das Personal und der große Pool-Tisch unter freiem Himmel.

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